Lockdown, Ladenschließungen, leere Innenstädte: Die Corona-Pandemie hat die Welt nach wie vor fest im Griff und macht vor keiner Branche Halt. Mit seinen enormen wirtschaftlichen, sozialen und gesellschaftlichen Auswirkungen hat das Virus den enormen Mehrwert des Onlinehandels einmal mehr verdeutlicht und die Digitalisierung in allen Bereichen zusehends beschleunigt. Gerade Möbelhändler, die ihre Umsätze in der Vergangenheit verstärkt im stationären Ladengeschäft erwirtschafteten, waren zum Umdenken gezwungen, mussten sich auf bislang vernachlässigte Vertriebskanäle fokussieren und neue digitale Möglichkeiten erschließen. Der folgende Blogbeitrag zeigt anhand von Statistiken auf, wie sich die Verkaufszahlen innerhalb der Möbelbranche vor und während der Pandemie verändert haben und skizziert die Chancen, die der Onlinehandel für diese Branche bereithält.
Wenn es um Investitionen in digitale Angebote geht, hinkt Deutschland im internationalen Vergleich bislang noch immer hinterher und muss gerade in diesen Zeiten verstärkt nachrüsten. Der Kauf von Möbeln über das Internet war interessanterweise jedoch schon vor der Corona-Pandemie einer stetig wachsenden Beliebtheit unterzogen. So stieg der Möbel-Onlinehandel im Jahr 2019 im Vergleich zum Vorjahr um 11 Prozent. Im deutschen Raum konnten damit 4,72 Mrd. Euro erwirtschaftet werden.
Mit Ausbruch des Corona-Virus brachen aufgrund von fehlenden Aufträgen im April 2020 die Umsätze der Möbelhersteller dann zunächst um 28,7 Prozent ein, so der Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM). Jedoch wurde das Umsatz-Tief im Juni unterbrochen und wieder schwarze Zahlen geschrieben. Das lag mitunter daran, dass die Menschen mehr Zeit als gewöhnlich in ihren eigenen vier Wänden verbrachten. Statt für Urlaube wurde Angespartes vermehrt in Möbel, Interieur oder Wohnaccessoires investiert, was Möbelhäusern wirtschaftlich gesehen entgegen kam. Der Onlineumsatz von Möbeln, Lampen und Dekorationen erhöhte sich nach Angaben des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) im zweiten Quartal 2020 um 13,8 Prozent. Beispielsweise wurden nach Angaben des Verbands der Deutschen Möbelindustrie (VDM) im Juli 2020 ca. 305.000 Sitzeinheiten bestellt. Verglichen mit dem gleichen Monat des Vorjahres sind das 70.000 Einheiten mehr, wobei sich diese Zahlen nur auf deutsche Hersteller beziehen. Mit dem Augenmerk auf die Inneneinrichtung der eigenen vier Wände wurden lang geplante Möbelinvestitionen umgesetzt und die Mehrwertsteuersenkung in Höhe von 3% ausgenutzt. Denn das Thema Wohnen hat aus Sicht der Verbraucher einen höheren Stellenwert bekommen. Ihnen ist vor allem in Zeiten des Abstandes und der Zurückhaltung wichtig, ihr Lebensumfeld schön zu gestalten.
Möbelbranche überzeugt während der Pandemie mit vielfältigen Online-Angeboten
Ausgelöst durch zahlreiche Pandemie-Restriktionen sahen sich Möbelhändler gezwungen, ihre Website nicht nur für reine Informationszwecke zu nutzen und kleine Produkte zu verkaufen, sondern mit ihrem gesamten Produktsortiment in den E-Commerce einzusteigen. Während die Ausstellungsräume in den Möbelhäusern für die Öffentlichkeit im vergangenen Jahr das erste Mal geschlossen wurden, haben einige Mitarbeiter das virtuelle Beraten für sich kennengelernt und dies als Chance genutzt. Somit konnten Händler einerseits ihren Consulting-Service aufrechterhalten und ihre Mitarbeiter gleichzeitig weiter beschäftigen, wohingegen Kunden andererseits den bequemen Kauf im Online-Geschäft genießen konnten und nicht auf ihre Produktberatung verzichten mussten.
Bislang wurden Onlinekanäle in dieser Branche meist für kleinere Einkäufe wie Wohnaccessoires genutzt. Bei der Anschaffung größerer Gegenstände wie beispielsweise einem Bett oder Schrank führte der Weg erst einmal ins stationäre Geschäft. Die Pandemie veränderte auch hier das Konsumentenverhalten und half dabei, neue Technologien wie beispielsweise Augmented Reality weiter zu etablieren. Auch Showrooms, die das Einkaufserlebnis der Kunden weiter optimieren, erfahren weiteren Aufschwung. Die zunehmende Attraktivität des digitalen Möbelkaufs ist mitunter auch der Bequemlichkeit der Gesellschaft geschuldet. So können über zahlreiche Portale übersichtliche Preisvergleiche eingeholt und das gesamte Produktsortiment der Möbelhäuser jederzeit eingesehen werden. Auch eine Vielzahl an Liefermöglichkeiten mit zusätzlichen (Dienst-)Leistungen wie beispielsweise die Mitnahme von Altware oder Montage von Möbeln punktet zusätzlich. Nicht zuletzt können Onlinekäufer beim digitalen Einkauf aus einer Vielfalt an verschiedenen Zahlungsarten wählen, Gebrauch von einem bequemen Umtausch- und Retoure-Prozess oder auch dem 30-Tage-Rückgaberecht machen.
Herausforderungen als Chance nutzen
Corona, digitaler Wandel und Co.: All das stellt Möbelhändler vor enorme Herausforderungen. Dennoch ergeben sich daraus vielfältige Chancen, die es entsprechend vorteilhaft zu nutzen gilt. Die Erwartungen von Kunden sind extrem gestiegen. So müssen Händler Online- und Offline-Angebote perfekt miteinander kombinieren und die jeweiligen Vorteile beider Welten gekonnt in Szene setzen, um so den Ansprüchen der Kunden gerecht zu werden. Die Pandemie ist eindeutig ein Treiber von Digitalisierungsthemen und hat den weiteren Ausbau branchenübergreifend massiv beschleunigt. Und eines ist ebenfalls gewiss: Unser Onlineshoppingverhalten einerseits und der Umgang mit digitalen Angeboten andererseits wird sich damit vermutlich nachhaltig verändern.